Anerkennung

dreisterneplus GmbH, Architektur + Stadtplanung, München

Verfasser:

 

 

Mitarbeit:

Florian Hartmann
Andreas Müsseler
Oliver Noak
Lisa Yamaguchi

Julius Kress, Barnabas Raczszabo, Katharina Weigert 

 

Beurteilung des Preisgerichts:

Die städtebauliche Grundkonzeption der Arbeit basiert auf einer Stärkung der Bahnhofstraße im Zusammenhang mit der gewählten Ausprägung des Bahnhofsvorplatzes, einer bauplanerischen Neuorientierung des südlichen Areals im Anschluss an die körnige Struktur der Innenstadtbebauung und einer dominanten bahnbegleitenden Bebauung im Bereich des bestehenden Busbahnhofs. Differenziert betrachtet bieten die Ideen entlang der Bahnhofstraße durchaus räumlich funktionale Anreize, können aber mit einer vorgeschlagenen Unterquerung durch den Fahrverkehr an der Herzog-Friedrich-Straße und der raumgreifenden Fassung des Bahnhofsvorplatzes mit Straßenlaternen weniger überzeugen. Insbesondere die artifizielle Choreografie der Leuchtkörper zoniert den Bahnhofsvorplatz allzu sehr in „davor und dahinter“.

Die Neusortierung der südlichen Quartiersbebauung ist in Teilen des Bestandes am Kino durchaus nachvollziehbar, verliert aber im weiteren Bereich mit der direkten „Übersetzung“ des Abstellgleises in ein neues Quartier ohne Anschluss an die Nachbarschaft, erheblich an Qualität und Glaubwürdigkeit.

Die an sich interessante bahnbegleitende Neubebauung über dem bestehenden Busbahnhof verliert insbesondere im Modellmaßstab an Qualität, da sie im Kontext betrachtet zu mächtig, zu hoch und zu massiv erscheint. Die Idee, die Bahnbrücke für Radfahrer und Fußgänger mittels zweier Brückenkopfbauwerke zu bewältigen, führt zur berechtigen Frage in der Jury nach der Akzeptanz von zwei mechanischen Erschließungsbauwerken, insbesondere für Fahrradfahrer:innen.

Der in der Jury viel diskutierte Aspekt der angemessenen Körnung und Dimensionierung der Planungen auf dem Grundstück der Hartinger Unternehmensgruppe zeigt auch hier die Fragwürdigkeit der Ausbildung eines Doppelturms im Gegensatz zur Stärkung des bestehenden Hochpunkts mit einer durchaus dichten, aber eher flachen Bebauung gen Norden.

Die vorgeschlagenen Bausteine und Elemente zur Gestaltung der öffentlichen Räume sind in Teilen nachvollziehbar, zeigen aber in der Summe zu viele versiegelte Bodenbeläge und auch zu wenig erhaltenen und ergänzten Baumbestand. Dies wird im Sinne der Klimaresilienz und der Schwammstadtdiskussionen kritisch bewertet.

Die Verfasser:innen zeigen mit hoher Ambition auch viele Gestaltungsbausteine, die aber in ihrer konsequenten Darstellung und gestalterischen Ausformung zu kontroversen Diskussionen in der Jury führen. Vielleicht hätte ein Eingehen auf eine identitätsstiftende Architektur für ein Traunstein im 21. Jahrhundert mehr kontextuelle Betrachtungen der Besonderheiten dieser Stadt erfordert.

Die Realisierbarkeit der Entwurfsvorschläge könnte in vielen Teilen gegeben sein, da sie sich auf städtischem Grund und Boden befinden, wobei die Frage einer zielführenden Etappierung in der Jury unterschiedlich gesehen wird. Insgesamt bietet die Arbeit einen diskutablen und anregenden Beitrag zu den vielen Fragestellungen dieses Ideenwettbewerbs, der jedoch auch etliche kontrovers diskutierte Bausteine zur Diskussion gestellt hat.

 

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